Checkliste für Charteryachten So bekommt man seine Kaution wieder zurück Copyright 1997-2001 by Joachim Preuß, sailpress.de -------------------------------------------------------------------------------- Mit zwei Listen einchecken? Es ist umständlich, während des Eincheckens wie ein Beamter auf dieser Liste alles abzuhaken, während der Vercharterer von einem Bein aufs andere hüpft, weil noch andere Segler in der Sonne brüten. Außerdem gehen ordentliche Einweiser meist mit System und einer eigenen Checkliste an die Sache und erklären das Schiff von vorn bis achtern, vom Top bis zum Kielschwein. Vorsicht ist aber angebracht, wenn man alleine gelassen wird mit einer Inventarliste und den Worten "...guckt mal alles durch". So ein Vercharterer hat kein Interesse daran, seinen Kahn auch wieder heil zurückzubekommen. (Oder ist der nur auf die Einbehaltung der Kaution scharf??) Ganz wichtig: Grundsätzlich alle Mängel sofort in die Übergabeliste eintragen. (Gerade im Mittelmeer sind viele Yachten Eignerschiffe. Die Besitzer bekommen neben allen Rechnungen für die Reparaturen auch die Ein- und Ausschecklisten zu sehen. Daran können sie auch erkennen, ob die Kiste vom Vercharterer auch ordentlich gewartet wurde...) Was übersehen wurde, kann (und wird!) bei der Rückgabe als Schaden von der Kaution einbehalten werden. Ein kurzes Protokoll von der Übernahme, vom Zustand des Schiffes sowie wichtige Daten gehören ins Logbuch. Also eher was für den Hinterkopf Diese Checkliste ist also eher was "für den Hinterkopf" und dient auch dazu, die Yacht kennenzulernen. Sie ist das Ergebnis vieler Chartertörns. Vielleicht erspart sie so manchem Sailor eigene schlechte Erfahrungen. -------------------------------------------------------------------------------- An Deck Der Rumpf Sichtprüfung: Schrammen an Bordwand, Dellen an Fußreling (wenn nicht ordentlich repariert, gibt's bei Lage Wassereinbruch). Schiff abtauchen. Spätestens in der ersten Bucht. Gute Vercharterer lassen bei der Rückgabe Taucher kommen. Und wenn dann Spuren einer Grundberührung gefunden werden, darf man für die Schäden der Vorgänger zahlen. Haupt-Ankergeschirr: Ab zehn Meter Schiffslänge nix unter 50 bis 70 Meter Kette akzeptieren, sonst bemängeln und eintragen. Sind die Wirbel okay? Befestigung der Kette im Kasten muß mit Bändsel gesichert sein, damit man die Kette im Notfall per Messer abschlagen kann (Schäkel rosten bombenfest), Bändsel okay?, E-Winsch testen, (passender) Hebel für Handbetätigung vorhanden? Das Rigg Rund um den Mastfuß auf Risse achten, Schotbefestigung, Lümmelbeschlag und Befestigungen des Baumniederholers genau nach eventuellen Schäden durch Patenthalsen checken. Auf die Winschen steigen und in der Nut, in der die Rutscher laufen, nach oben sehen: Hier dürfen keine Verwindungen zu sehen sein. Wenn schlampig geriggt wurde, droht ein Mastbruch. Wenn kein Spannungsmesser vorhanden, von Hand die Spannung der Stagen und Wanten prüfen (sollten gleichmäßig auf bb und stb sein). Wenn die Leewanten später auf See bei ordentlich Wind etwas schlabbern, ist das übrigens normal. Die Wantenschoner anheben und ganz genau die Terminals checken: Sind die (Original-)Splinte und -Bolzen richtig fest oder wurde da mit Draht geflickt? An Wanten und Stagen dürfen keine sichtbaren Knicke oder Beschädigungen sein. Die Segel Die Segel komplett setzen. Die Achterlieks, besonders bei Fockreffanlagen, sind Schwachpunkte. Ist das Tuch schon morsch? Nach Rissen im Bereich der Reffkauschen (am Achterliek und am Vorliek, gelle) suchen. Sehr beliebt sind auch tolle Löcher im Bereich der Reffbändsel, weil es immer noch Experten gibt, die beim Reffen auch diese Bändsel schön fest durchsetzen (Was natürlich Blödsinn ist, weil's nix bringt. Um das überflüssige Tuch zu bändigen, reichen - wenn überhaupt - wenige lose Knoten) und beim Ausschütten oder Setzen am nächsten Morgen das eine oder andere oder alle vergessen. Hauruck..... Sturmsegel oder Ersatzsegel an Bord? Wenn kein Sturmsegel (Fock oder Try) an Bord ist, auf der Checkliste vermerken. Ja, wo laufen sie denn? Das laufende Gut: Alle Leinen, Fallen, Strecker und Schoten auf Schwachstellen prüfen. Weil viele Leinen in engen Durchführungen laufen, läßt sich da oft nichts reparieren. (K)ein Lichtlein brennt... Alle Lampen kontrollieren: Seitenlaternen, Hecklicht, Top/Ankerlicht, Decksbeleuchtung, Kompaßlicht, Steckdose für Handscheinwerfer. Mal gegenklopfen: Wackelkontakt? Die Pflicht in der Plicht Ruder, Pumpe, Heckanker, Beiboot, Rettungsgerät Ruder auf Spiel und Freigängigkeit prüfen. Ganz wichtig: Notpinne testen - machmal paßt sie gar nicht oder ist viel zu lang. Rudermechanik- oder -hydraulik sichten. Hydraulik-Ölstand prüfen. Wo wird nachgefüllt? Ist Öl auch Bord? Nach Rissen am Koker suchen, sind alle Bolzen fest und original? Gleich alles wegräumen, was bei Seegang die Mechanik blockieren könnte. Bei mechanischer Radsteuerung Mittelstellung mit Tape markieren. Handlenzpumpe testen. Ist der Hebel griffbereit? Wo in der Bilge saugt die Pumpe an? Rettungsinsel: Letzte Wartung? Reißleine MUSS belegt sein Rettungskragen: Müssen lose in der Halterung hängen. Mindestens einer muß ein Rettungslicht haben: Umdrehen - dann muß es brennen. Heckanker prüfen. Meist ist der nirgendwo belegt. Außenborder an der Reling möglichst NICHT testen oder aber nur mal eben anspringen lassen: Der Impeller braucht das Wasser zur Kühlung. Schon 30 Sekunden Trockenlauf lassen ihn verbruzzeln. Wie ist das Mischungsverhältnis für den Outborder? Aufschreiben! Beiboot aufblasen. Paddel an Bord? Pumpe an Bord? Flickzeug an Bord? Flautenschieber, Teil I Motor starten. Tönt die Tröte für Öldruck und/oder Regler? Achtung: Unten sollte jemand das auf die Starterbatterie geschaltete Voltmeter beobachten - das sollte beim Starten nicht merklich (so unter zehn Volt) absinken, sonst sind die Batterien platt. Die Spannung muß danach sofort wieder auf zwölf Volt oder mehr steigen. Kühlwasser-Ausfluß okay? Farbe des Auspuffqualms? Gang einlegen - vorwärts / rückwärts. Nach dem Radeffekt fragen und vor dem Auslaufen im Hafen testen. Genau die Motorbedienung erklären lassen. Maximale Umdrehungszahl? Aufschreiben! Tankinhalt und Treibstoffverbrauch pro Stunde bei Marschfahrt. Aufschreiben! Was will uns dieser Zeiger sagen? Die Einstellung der Instrumente erklären lassen: Was zeigt das Echolot an - ab Unterkante Kiel (so sollte es sein) oder die tatsächliche Wassertiefe oder etwa ab Einbautiefe Geber? Nicht dem Einweiser vertrauen, sondern (hinterher) mit Lotleine checken! Wie stellt man den Ankeralarm ein? Unter Deck - von vorn nach achtern Unten vorm Mast Wie später überall, die Polster hochheben, den Rumpf von innen prüfen. Vorm Mast sind meist die Geber für Logge und Echolot eingebaut. Liegt ein Ersatzstopfen daneben, damit man eine ev. blockierte Logge ausbauen kann? Der Echolot-Geber ist meist verklebt. Herrjeh, was alles kaputt gehen kann - Hinweis von Manfred Handschuher: ,,Beim Loggegeber prüfe ich seit neustem auch immer den Überwurfring (der ist immer aus Kunststoff), nachdem ich auf einer Atlantiküberquerung mal gemerkt habe, daß dieser Ring einen Sprung hat. Du kannst Dir sicher gut vorstellen, wenn sich so ein Ring ganz verabschiedet, der Geber daraufhin rausrutscht und ein Loch von mehreren Zentimetern Durchmesser freigibt. Da wundert man sich dann plötzlich, wo denn das viele Wasser im Schiff herkommt :-(( " Dank an Manfred Handschuher Seine Homepage Mittschiffs sind Feinschmecker gefragt Mittschiffs in der Bilge liegen meist die Rohre für die Handlenzpumpe und die E-Bilge-Pumpe. Testen, ob der automatische Geber (ein Schwimmer mit Hebel und Kabel dran) die Pumpe schaltet. Geschmackstest des Bilge-Wassers: Alles andere als salzig ist okay. Bon appetit! Die Toilettenspülung testen. Oben am Hebel darf kein Wasser (igitt) austreten. Sind die Ventile gängig? Ist ein Reparaturset an Bord? Das Wassersystem erkunden: Wo sind die Tanks, wieviel geht rein, kann man sie einzeln schalten (sehr empfehlenswert), gibt es auch Handbetrieb (empfehlenswert, spart Wasser)? Tip: Wasserpumpe IMMER nach dem Benutzen sofort abschalten. Irgendwo ist immer was undicht, oder jemand hat einen Hahn aufgelassen... Fäkalientank an Bord? Für welches Klo? Wie wird abgepumpt oder gesaugt? Wer in der Pantry die Löffel zählt, hat verloren. Der Einweiser lehnt sich entspannt zurück. Seid ihr noch dicht? Gaaaaaanz genau die Luken checken: Sehr beliebt sind Tritte auf eine nicht vollständig geschlossene Luke - dann bricht die untere Kunststoff-Lasche ab und s'wird nimmer dicht. Im Zweifel mal 'nen Eimer Wasser drüber kippen. Oder unter einem Vorwand die darunterliegende Koje tauschen... Für den Elektrogast Schaltpaneel erklären lassen: Anzeigen Wasser, Batterie, Lichterführung, Treibstoff etc. Genau nachfragen: Welches ist die Starter-Batterie, welches die Service-Batterie? Aufschreiben! Wie werden BEIDE Batterien geladen? Automatisch, oder muß der große schwarze Batterie-/Hauptstromschalter in einer bestimmten Stellung stehen? Wo ist der Hauptschalter? Die Batterien prüfen: Wie alt? Anschlüsse schön fest und sauber? Säurestand okay? Blick auf die Platten: Platten hell/dunkel: geladen - das ist okay! Alle gleich: leer. Alle hellgrau: sulfatiert (oh, oh!). Ausgefressen, bröselig: altersschwach. Und nochmal: Welches ist die Starterbatterie? Vom Umgang mit dem Voltmeter Das sind die richtigen Werte: Ladespannung: 13,8 bis 14,1 Volt (über 14,4 Volt: Regler defekt, Knallgas tritt aus!). Ruhespannung (Batterie voll): 12,7. Batterie leer: 11,6 Volt - laden! Wenn die Spannungsanzeige der Batterien bei Belastung (mal alles einschalten, was Strom frißt - Kühlschrank!) merklich absinkt und nicht SOFORT wieder auf 12,7 Volt ansteigt: Vorsicht!!! Bei alten Akkus nicht vertrösten lassen von wegen: "Die müssen mal aufgeladen werden..." Jede Zelle hat etwas über zwei Volt. Wenn das Voltmeter bei Last plötzlich in die Kniee geht und bei einer bestimmten Voltzahl wie festgenagelt stehenbleibt, dann sind Zellen im Eimer! Niemals unter 10,5 Volt entladen. Schädigung der Batterie! Tip: Oft sind jeweils zwei Batterien parallel geschaltet: Wenn's hier zu einem Spannungsabfall kommt, ist meist nur eine Batterie defekt, die aber die andere ständig entleert - also abklemmen! Skippers Altar Alle Karten für die geplante Route müssen an Bord sein. Übersegler für die Törnplanung? Alle Schiffspapiere an Bord? Gleich Rufzeichen und Schiffsnamen rausschreiben. Wie werden Funkgespäche abgerechnet (accounting authority identification code)? Oder isser gar nich angemeldet????? Rufnummern des Vercharterers für den Notfall geben lassen. Werkzeug: Kurslineale/Plotter, Dreiecke, Zirkel, Bleistift, Ratzefummel, Anspitzer, Leuchtlupe, Handpeilkompaß. (Obwohl wir das natürlich alles dabeihaben, trotzdem auf Vollständigkeit überprüfen, sonst muß ein angeblicher Verlust am Ende bezahlt werden) Flaggen -mindestens: Nationalflagge, Zollflagge Q (gelb) und/oder Hilfsstander 3 (für Deutschland), Gastlandflaggen, Notflaggen N und C, Taucherflagge A. Radio, Navtex, Radar (Vorausrichtung richtig eingestellt?), Echolot etc. checken. UKW mit Nachbarn oder besser mit Küstenfunkstelle (Arbeitskanal, nicht auf 16) oder Handfunke (15 oder 17, Funkverkehr an Bord) testen. Auch das GPS muß eingestellt werden: GPS-Empfänger müssen auf das jeweilige "Kartenbezugssystem" (englisch: Datum) eingestellt werden. Es gibt über zwölf Systeme! Je nach GDP-Einstellung kann die Position auf der Karte über eine Seemeile von der wahren Postion abweichen! Europäische Karten sind meist auf das WGS 84 bezogen. Meist ist das auf den Karten vermerkt. Unbedingt nachschauen und am GPS einstellen! Selbst wenn's richtig eingestellt ist - kann es Abweichungen zur Karte geben: Diese Korrekturdaten sind ebenfalls auf der Karte angegeben und müssen beim Übertrag auf die Seekarte berücksichtigt werden. Entscheiden: Soll das GPS True North (Rechtweisend Nord) oder Magnetic North (Missweisend Nord) anzeigen? Tipp: Da kein Fluxgate-Kompass eingebaut ist, dürfte das GPS bei "Magnetic North" auf irgendwelche uns nicht näher bekannte Standardwerte zurückgreifen. Das muss ungenau sein. Ich würde auf "True North" schalten, dann sieht man auch im Vergleich zum Magnetkompass sofort die örtliche Missweisung. Auf Charterdampfern kann man sicher sein, daß irgendein Narr am GPS herumgespielt hat... Signalhorn Seenotsignale: Fallschirmraketen, Fackeln, Rauchdose (Der Qualm ist zwar völliger Blödsinn, aber dennoch danach fragen...) Uhr und Barometer (das stimmt nie!) einstellen Zur Sicherheit Anzahl der Lifelines, der Lifebelts und der Schwimmwesten. Wo ist der Wantenschneider? Wenn nicht an Bord, auch im Logbuch vermerken! Bootsmannsstuhl? Sani-Kasten Wo sind die Feuerlöscher? Wo sind die Seeventile? Alle zeigen lassen. Hebel gängig? (Auf See und beim Landgang bis auf Motorventile immer dichtmachen ) Alle Gasabsperrventile zeigen lassen. Immer SOFORT nach dem Kochen unten UND OBEN absperren. Gibt es einen Gasalarm? Der Umgang mit der Gasanlage gehört auch zur Sicherheitseinweisung Flautenschieber, Teil II für den Dieselgast Motor in Augenschein nehmen. Öl in der Bilge? Alles genau erklären lassen: Seeventile für die Kühlung, Filter für Kühlwasser (Filter-Deckel muß immer schön fest sitzen, sonst zieht das System nur Luft, aber kein Wasser: Wenn kein Kühlwasser hinten rauskommt, also zuerst am Filter nachschauen!), Kraftstoffilter und Wasserabscheider, der Impeller (Ersatz muß an Bord sein). Ist Handstart möglich? Wenn ja: Wo ist die Kurbel? Wo sind die Dekompressionshebel? (Tip: Wenn er nicht starten will, weil die Batterie leer ist oder der Starter marode ist: Sofern vorhanden, den Dekompressionshebel umlegen, den Motor auf Touren kommen lassen und schnell den Hebel umlegen.) Falls nach Leerfahren des Tanks (beim Diesel) mal entlüftet werden muß: Wo ist der Handhebel für die Kraftstoffpumpe, wo sind die Entlüftungsschrauben? (Die wichtigste Entlüftungsschraube sitzt am Feinfilter. Hier wird zuerst entlüftet. Dann an der Pumpe. Und sonst noch?) Keilriemenspannung prüfen: maximal eine Daumenbreite. Ersatz muß an Bord sein. Ölstand Getriebeölstand Muß die Stopfbuchse vom Charterer regelmäßig geschmiert werden? Dieselgast lernt Maschinentelegraphie Wo enden die Bowdenzüge für Gas, Getriebe und Stopzug? Hier muß der Dieselgast im Notfall anpacken, um per Anweisung von oben die Maschine von Hand zu steuern. Bowdenzüge brechen (oft am Hebel) übrigens nicht gerade selten und immer im Hafen. Bastelkiste für die "Gäste" Das wichtigste Werkzeug sollte an Bord sein. Ersatzteile: Glühbirnen, Impeller (!!!), Keilriemen (!!!), Silikon-Dichtungsmittel, O-Ringe, Schrauben, Schäkel, Takelzeug, Sprühöl, Tape, Sicherungen, Tube Gelcoat mit Schleifpapier, Reparatursatz fürs Klo und fürs Dinghi und, und, und